Ein weißer Bootssteg auf dem sich drei weibliche Schatten zeigen. Dazu der Schriftzug Schwarzer See.
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Schwarzer See (Rezension)

Schwarzer See (engl. The Last Time I Lied) ist der zweite Thriller von Riley Sager: Am Lake Midnight sind vor 15 Jahren drei Mädchen verschwunden. Bis heute keine Spur, doch Emma nimmt all ihren Mut zusammen und will sich den Ereignissen ihrer Vergangenheit stellen.

Sie verschwinden immer wieder

Emma ist eine sehr erfolgreiche Künstlerin. In ihrer neuesten Ausstellung finden die Betrachter unglaubliche Waldbilder. Was jedoch keiner außer der Künstlerin selbst weiß: Verborgen hinter grüner und brauner Farbe sind drei Mädchen versteckt. Im Wald verschwunden.

Vivian, Allison und Natalie verschwanden in der Nacht des 4. Juli im Sommercamp Nightingale spurlos. Emma war die letzte, die die drei lebend gesehen hat. Doch das ist bereits 15 Jahre her und seitdem ist das Camp geschlossen. Daher behagt es Emma gar nicht, dass die Besitzerin Franny es wieder eröffnen und sogar Emma als Kunstlehrerin dabei haben möchte. Immerhin hat Emma damals Frannys neunzehnjährigen Sohn Theo des Mordes an den drei Mädchen bezichtigt.

Doch bald sieht Emma die Chance, endlich alles aufzuklären und einen Schlussstrich zu ziehen, um jene Mädchen nicht mehr in ihren gemalten Wäldern verschwinden lassen zu müssen. Aber kaum im Camp angekommen, fühlt sie sich beobachtet und verfolgt. 

Thriller oder Drama?

Es gibt unglaublich viele Horrorfilme, die in einem Camp spielen, und eigentlich erahnt man recht schnell, was passieren wird. Schwarzer See erzählt jedoch eine andere Art der Geschichte. Es erzählt die Geschichte eines dreizehnjährigen Mädchens, welches langsam erwachsen wird und Fehler begeht, deren Last sie noch 15 Jahre später mit sich trägt. Und es erzählt die Geschichte einer 28-jährigen Frau, die nicht nur das Verschwinden von drei Mädchen aufklären möchte, sondern sich auch nach einem Abschluss sehnt, um sich aus den Klauen der Vergangenheit zu lösen und sich von ihren Lügen zu befreien.

Wie bereits bei Final Girls springt der Autor dafür zwischen den beiden Zeitebenen hin und her. Zusätzlich finden sich am Anfang, in der Mitte und am Ende drei Passagen, die in “Du”-Form geschrieben sind und den Leser unweigerlich in das Geschehen ziehen, wenn er es plötzlich ist, der mit den Ereignissen konfrontiert wird.

Charaktere, die Fehler begehen

Es war interessant, Emma auf der Suche nach einer Spur aus Brotkrumen zu folgen. Doch ein waschechter Thriller ist Schwarzer See nicht. Es hat mehr etwas von der Serie Pretty Little Liars. Emma hat mit dreizehn Jahren so viel gelogen und verheimlicht, dass dies ihre Psyche mehr belastet als das eigentliche Verschwinden der Mädchen. Am Anfang ist es nicht ganz klar, ob sich die 28-jährige Emma einige Sachen einbildet, der damalige Täter zurückgekehrt ist oder es einfach jemand auf Emma abgesehen hat. 

Besonders schön fand ich, dass Emma bei ihrer Spurensuche oft falsch liegt, sich immer wieder in Anschuldigungen verstrickt und selbst oft beschuldigt wird. Es macht diesen Charakter deutlich menschlicher. Und auch andere Figuren wirken nur im ersten Moment einen Stereotyp-Muster entnommen. Zum Beispiel weist die Bienenkönigin deutliche Makel und sympathische Stellen auf und die rebellische Teenagerin zeigt Mitgefühl, nimmt Hilfe an und hat sogar den Plan später Polizistin zu werden.

Doch die Charaktergestaltung weist auch Schwächen auf. Obwohl das Alter der verschiedenen Charaktere mehrmals genannt wird, zeigt sich dieses in ihrem Verhalten selten. 

Emma verhält sich mit dreizehn Jahren fast genauso wie mit 28-Jahren, nur dass sie in sexuellen Dingen aufgeklärter ist. Die drei Mädchen, mit denen sich Emma in der Gegenwart eine Hütte teilt, lassen sich zwar durch ihre Hobbys unterscheiden, aber nicht durch altersbedingtes Verhalten. Und auch die Umgebung des Geländes ist schwer zu fassen. Es bleibt teils unklar, wie weit einige Orte auseinander liegen. Deswegen ist es auch schwer nachvollziehbar, warum einige Dinge nicht gefunden werden bzw. unbekannt bleiben. 

Sprachlich hingegen ist das Buch sehr angenehm gestaltet. Nur an einer Stelle doppelt sich eine Aussage extrem, sodass ein Satz weniger nicht geschadet hätte.

Fazit

Das Buch ist definitiv etwas für Teenager. Und auch wenn es recht spannende Passagen hat und das Rätsel bis zum Ende eine gewisse Neugier wecken kann, muss ich ganz klar sagen, dass das Buch nicht an Final Girls herankommt und für Personen, die viele Thriller lesen, sogar ermüdend sein kann. Ein nettes Buch für die Bahnfahrt oder für einen gemütlichen Abend, aber an den Nerven zerrt der schwarze See leider nicht. 

Buchtitel: Schwarzer See
Autor: Riley Sager
Verlag: dtv Verlag
Buchseiten: 416 Seiten
ISBN: 978-3-423-21806-1 

Das Titelbild ist ein Ausschnitt vom Buchcover. Alle Bildrechte liegen beim dtv Verlag.

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