Wer kennt sie nicht, die fraglichen Verfilmungen von Lovecrafts Werken? Trotz einiger Perlen scheitern diese Filme nicht selten neben einem schwachen Budget vor allem am Unzeigbaren und Unbeschreibbaren. Doch wie ist das mit den Videospielen, die rund um den Cthulhu-Mythos entstanden sind? Wir wollen eine kleine Reise durch die Geschichte machen und uns einige Exemplare anschauen. Leider können wir hier keineswegs alle abbilden, insbesondere weil es auch viele Indie-Projekte gibt, in die sehr viel Leidenschaft geflossen ist. Daher fangen wir heute erstmal mit fünf Spielen an, die auch ohne Probleme noch immer erworben werden können.
Call of Cthulhu: Shadow of the Comet (1993)
1910 besucht der junge britische Astronom John Parker die abgelegene Stadt Illsmouth in Neuengland (eine Variante von Lovecrafts Innsmouth), um die Flugbahn des Halleyschen Kometen zu beobachten und zu fotografieren. Die Suche nach den alten Papieren von Lord Boleskine ist für ihn dabei entscheidend. Dieser hatte die Stadt nämlich während des letzten Vorbeiflugs des Kometen im Jahr 1834 besucht, weil er seiner Zeit zu dem Schluss gekommen war, dass bestimmte Umweltbedingungen in der Nähe der Stadt es offenbar ermöglichen, dass astronomische Objekte hier besonders gut sichtbar und irgendwie auch näher wirken sind als irgendwo sonst auf der Welt. In diesem Sinne beschloss er, seine Theorie zu testen, indem er den Kometen von Illsmouth aus beobachtete. Aber etwas Unerwartetes passierte und er wurde verrückt und verbrachte den Rest seines Lebens in einer Nervenheilanstalt. Parkers Wunsch ist es nun, diese Untersuchung zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Aber nach seiner Ankunft wird er in eine dunkle Verschwörung verwickelt. Er muss nun drei Tage bis zur Ankunft des Kometen überleben und zudem herausfinden, was genau sich im Jahre 1834 zugetragen hat.
Shadow of the Comet ist ein traditionelles Adventure: Die Rätsel sind inventarbasiert gestaltet und können durch Gespräche mit so vielen Figuren wie möglich vorangebracht werden. Man steuert den Protagonisten Parker mit den Pfeiltasten der Tastatur und lässt ihn mittels bestimmter Tastenkombinationen mit seiner Umgebung interagieren. Die Steuerung ist leider manchmal etwas hakelig und braucht etwas Geduld. Auch ist die veraltete Grafik inzwischen etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man da an heutige Games denkt. Nichtsdestotrotz beweist dieses Spiel, dass man mit stimmungsvoller Musik und einer verdammt guten Geschichte noch immer ein Spielerlebnis erschaffen kann, das ebenso beunruhigend wie fesselnd ist.
Call of Cthulhu: Dark Corners of the Earth (2005)
Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Jack Walters, einem Privatdetektiv, der in den 1920er Jahren den Auftrag erhält, eine vermisste Person zu finden. Ihr letzter bekannter Aufenthaltsort befindet sich in einem abgelegenen Fischerdorf namens Innsmouth. Dort angekommen merkt Walters alsbald, dass die Dorfbewohner Fremden gegenüber doch sehr verschwiegen sind. Also forscht er selbst nach. Mit der Zeit kommt er dabei einem Geheimnis auf die Spur, das die Einwohner von Innsmouth um jeden Preis zu verbergen gedenken. Doch plötzlich enthüllen die Dorfbewohner ihre wahre Form und organisieren eine Hetzjagd auf ihn. Jetzt geht es um sein nacktes Überleben.
In Dark Corners of the Earth verbringen die Spielenden etwa das erste Drittel des Spiels damit, Leute zu treffen, Räume zu finden und Nachforschungen anzustellen. Hier stehen ihnen noch keine Waffen zur Verfügung. Erst später finden sie immer mehr wehrhafte Utensilien, die ihnen in manchen Situationen helfen können. Somit spielt sich ab diesem Zeitpunkt das Spiel wie ein Ego-Shooter, behält aber seine Adventure-Elemente bei. Menschliche Ängste spielen in dem Spiel eine große Rolle: So kann es beispielsweise passieren, dass Jacks Angst in stressigen Situationen dazu führen kann, dass er dem Spieler entgleitet, wobei der Kontrollverlust ungeahnte Konsequenzen mit sich bringt.
Call of Cthulhu (2018)
Das Spiel erzählt die Geschichte des Privatdetektivs und Kriegsveteranen Edward Pierce in einer existenziellen Krise. Seit 1924 erhält er einfach keine Fälle mehr und sucht Zuflucht in Alkohol und anderen Rauschmitteln. Als eines Tages ein mysteriöser Fall auf seinem Schreibtisch landet, sieht er einen ersten Lichtblick. Pierce wird beauftragt, den Tod der Familie Hawkins zu untersuchen, die auf mysteriöse Weise bei einem Brand ums Leben kam. Der einzige Hinweis ist eine seltsame Zeichnung, die angeblich von der dementen Mutter vor ihrem Tod angefertigt wurde. Edward muss nach Darkwater Island in der Nähe von Boston reisen, um mehr über die Hintergründe zu erfahren. Dabei muss er sich dem bevorstehenden Erwachen des Großen Alten Cthulhu stellen.
Call of Cthulhu konzentriert sich hauptsächlich auf investigative Aufgaben wie das Durchführen von Ermittlungen, das Finden von Hinweisen und das Lösen von Rätseln. Horrorelemente sind dabei nur zweitrangig. Der Fortschritt des Spiels hängt von den Entscheidungen des Spielers ab. Action spielt keine große Rolle. Tatsächlich ist Edward Pierce mit seinem psychischen Stress eine eher zerbrechliche Figur. Je nach Entscheidungen der Spieler werden seine Panikattacken und Halluzinationen im Verlauf der Geschichte immer intensiver. Zudem kann der Spielende Edward mit Skillpunkten in den Bereichen Psychologie, Medizin, Redegewandtheit und Okkultismus ausstatten. Dabei benötigt es für Okkultismus und Medizin entsprechende Fähigkeitenbücher, die in der Welt verstreut zu finden sind. Storytechnisch ist Call of Cthulhu sehr gelungen. Es bietet sogar so viele Freiheiten, dass bis zu vier verschiedene Enden auf den Spielenden warten. Technisch leidet das Spiel jedoch leider unter dem einen oder anderen Ruckler. Glücklicherweise beeinflusst dies die Atmosphäre kaum.
Lovecraft’s Untold Stories (2019)
Die brutale Wahrheit über die Schrecken des Universums ist zu viel für den Menschen. Letzten Endes kann dein Verstand nicht gegen die Alten bestehen. Alles, was dich erwartet, ist Tod oder Wahnsinn. Aber vielleicht kannst du das Unvermeidliche hinauszögern …
Lovecraft’s Untold Stories basiert auf dem Gesamtwerk von H. P. Lovecraft und widmet sich dementsprechend nicht nur einer Geschichte. Es ist ein Action-Roguelike mit RPG-Elementen, dessen Level nach dem Zufallsprinzip generiert werden. Es gibt fünf Spielfiguren (Privatdetektiv, Hexe, Diebin, Professor oder ein Ghoul), zwischen denen man wählen kann und die ebenfalls einen Einfluss auf die jeweiligen Level haben. Lovecraft’s Untold Stories ist einfacher als manch anderer Vertreter aus dem Cthulhu-Kosmos. Grafisch ist es gleichermaßen einfach gehalten, bietet jedoch viele Anspielungen auf die ganze Welt des Mythos und sieht dabei nicht nur Cthulhu als das große Werk des Meisters des übernatürlichen Horrors.
The Sinking City (2019)
Der US-Marinematrose Charles Winfield Reed diente auf der USS Cyclops, welche plötzlich verschwand. Seit dem Verschwinden seines ehemaligen Schiffes leidet Reed unter Visionen. Auf Einladung des Intellektuellen Johannes van der Berg aus Boston reist er nach Oakmont, um die Ursache seiner alptraumhaften Visionen zu untersuchen. Zeitgleich soll er einem Mysterium in der Stadt auf den Grund gehen.
Gute Charaktere und eine gelungene Story sind die Stärken des Detektivspiels. Dabei richten sich die Rätsel nach dem Schwierigkeitsgrad des Spiels. Der andere Teil des Spiels, die Kämpfe mit Schusswaffen, lässt sich auch nach den eigenen Bedürfnissen einstellen, jedoch gehören Kämpfe mit zu den größten Schwächen des Spiels. Auch Animationen im Spiel sind nicht immer in Gänze flüssig gestaltet und wirken daher manchmal sehr hölzern. Jedoch kann auch hier die fragliche Grafik nicht die Atmosphäre töten.
Habt ihr ein Videospiel zu Lovecrafts-Werken, welches euch besonders gut gefällt? Schreibt es uns! Und solltet ihr ein passendes Weihnachtsgeschenk für einen Videospielfan und Lovecraft bzw. Cthulhu-Fan suchen, haben wir euch hoffentlich eine gute Auswahl geboten.
Das Beitragsbild stammt von der Seite Pixaby.
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