Psychiatrien bereiten vielen Menschen eine Gänsehaut. Oft gelten sie als Ort des Schmerzes, der Angst, der Hilflosigkeit und auch des Übernatürlichen. Horrorfilme, die sich diesen Schauplatz aussuchen, haben also einige Möglichkeiten, um dem Publikum eine unruhige Nacht zu bescheren.
Schnellcheck: Was macht einen guten Psychiatrie-Horrorfilm aus?
- Unheimliche psychiatrische Einrichtung als zentraler Schauplatz, der eine bedrohliche Atmosphäre erzeugt.
- Komplexe Charaktere, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben oder in der Einrichtung arbeiten und deren Handlungen das Publikum fesseln.
- Authentische Darstellung von psychischen Krankheiten und den Herausforderungen, die damit einhergehen, ohne Klischees zu bedienen.
- Effektive visuelle und akustische Effekte, die die düstere Stimmung verstärken und Spannung erzeugen.
- Kritische Botschaft über Themen wie Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen, Missbrauch in psychiatrischen Einrichtungen oder die Fragilität des menschlichen Geistes.
Bedlam (1946)
Nell Brown, gespielt von Anna Lee, entwickelt ein Interesse an den Bedingungen in der Anstalt Bedlam. Dies stößt jedoch auf den Unmut des Anstaltsdirektors George Sims, dargestellt von Boris Karloff, da die Insassen dort unter menschenunwürdigen Zuständen leiden. Nell strebt Reformen an, um die Situation der Patienten zu verbessern. Trotz der Bemühungen von Sims, sie umzustimmen, scheitern alle seine Versuche. Letztendlich wird sie von ihm kurzerhand ebenfalls in das St. Mary’s of Bethlehem Asylum eingewiesen.
Der Film ist dialoglastig und entfaltet seinen Horror erst, wenn Nell in die Fänge von Sims gerät. Heutzutage mag er im Vergleich zu anderen Gruselfilmen eher als mild angesehen werden und sollte daher eher als Drama betrachtet werden.
Gothika (2003)
Die Kriminalpsychologin Dr. Miranda Grey, gespielt von Halle Berry, vertritt die Auffassung, dass für jede Störung des Geistes eine vernünftige Erklärung existiert. Diese Überzeugung wird jedoch auf den Kopf gestellt, als sie während einer Autofahrt in einer regnerischen Nacht einen Blackout erleidet. Als sie drei Tage später zu sich kommt, findet sie sich selbst als Insassin im Woodward-Frauengefängnis wieder – beschuldigt, ihren Ehemann brutal ermordet zu haben.
Der Film präsentiert eine düstere Atmosphäre und Optik, wobei er eher auf Jumpscares setzt, anstatt durch Spannung einen Nervenkitzel zu erzeugen. Obwohl die Handlung recht vorhersehbar ist, kann der Film mit einem spannungsgeladenen Finale punkten, das für Thriller-Fans ansprechend sein könnte.
The Ward (2010)
Kristen, gespielt von Amber Heard, wird nach einem Hausbrand verwirrt festgenommen und in die psychiatrische Klinik North Bend Hospital eingewiesen. Die Bemühungen ihres Arztes Dr. Stringer, dargestellt von Jared Harris, sie zurück in die Realität zu führen, bleiben erfolglos. Statt einer Verbesserung verschlechtert sich ihr Zustand sogar noch weiter, während sie beginnt, überall im Krankenhaus Geister zu sehen, die Patientinnen attackieren.
The Ward zeichnet sich durch einen stringenten Handlungsstrang, einen soliden Spannungsbogen und geschickt platzierte Schockmomente aus, die den Horrorfilm bis zum Ende fesselnd halten. Trotz der anfänglich klischeehaften Charaktere überzeugen die Schauspielerinnen mit ihren Darbietungen und machen es zu einem Vergnügen, ihnen auf ihrer Reise durch die Anstalt zu folgen.
Stonehearst Asylum – Diese Mauern wirst Du nie verlassen (2014)
Der junge Absolvent Edward Newgate, gespielt von Jim Sturgess, arbeitet als angehender Nervenarzt in einer psychologischen Einrichtung, um erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Unter der Leitung von Dr. Silas Lamb, verkörpert von Ben Kingsley, werden hier unkonventionelle Behandlungsmethoden angewendet: Die Insassen erhalten keine Medikamente und genießen eine gewisse Freiheit in ihren Bewegungen. Während Edward sich in eine Patientin verliebt, beginnt er zu zweifeln, ob hier alles so ist, wie es scheint.
Obwohl mehr einem Thriller wie Shutter Island ähnelnd als einem klassischen Horrorfilm, besticht der Film durch seine beklemmende Atmosphäre. Mit Schauspielern wie Jim Sturgess, Ben Kingsley, Michael Caine und Kate Beckinsale bietet er zudem ein solides Ensemble, das über etwaige Längen hinwegsehen lässt.
Grave Encounters (2011)
Lance Preston, verkörpert von Sean Rogerson, und sein Team der Reality-TV-Serie “Grave Encounters” entscheiden sich für eine Episode in der verlassenen Collingwood-Psychiatrie zu übernachten, die seit Jahren für ihre unerklärlichen Phänomene bekannt ist. Doch bald müssen sie feststellen, dass es sich hierbei nicht einfach um Geister handelt – das Gebäude selbst scheint zum Leben zu erwachen.
Als Found Footage Film mit einem Hauch von Humor gelingt es dem Film tatsächlich, während seiner Horrortour mit einigen innovativen Elementen zu beeindrucken. Ein zusammenhängendes Handlungsmuster fehlt jedoch. Dennoch lädt der Film dazu ein, die Geschehnisse auf eigene Weise zu interpretieren.
The New Mutants (2020)
In einem abgelegenen Krankenhaus werden vier Teenager in der psychiatrischen Abteilung festgehalten: Rahne (Maisie Williams), Illyana (Anya Taylor-Joy), Sam (Charlie Heaton) und Roberto (Henry Zaga), die als Gefahr für die Gesellschaft betrachtet werden, da sie Mutanten mit außergewöhnlichen Kräften sind. Unter der Leitung von Dr. Reyes sollen sie lernen, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren. Doch mit der Ankunft einer weiteren Mutantin, Dani (Blu Hunt), häufen sich mysteriöse Ereignisse, die Halluzinationen und Rückblenden auslösen und die jugendlichen Patienten in große Gefahr bringen.
The New Mutants durchlief eine herausfordernde Entstehungsgeschichte, geprägt von Problemen, Differenzen und enttäuschten Erwartungen, was zeitweise dazu führte, dass der Film auf Eis lag. Dennoch wurde das fertige Produkt letztendlich veröffentlicht, auch wenn es eher wie ein Prolog für weitere Abenteuer wirkt und sich in anderthalb Stunden Laufzeit auf das Wesentliche beschränkt. Obwohl der Film versucht, Coming-of-Age-Drama mit Horror zu vereinen, fehlt es ihm an Innovation und wirklichen Gruselmomenten, abgesehen von einigen gelungenen Kreaturen-Designs. Die Vorhersehbarkeit und die begrenzte Handlungswelt in der Klinik trüben ebenfalls das Filmerlebnis, obwohl die zarten Liebesbande und die Darbietungen der talentierten Schauspielerinnen Lichtblicke sind.
Häufige Fragen zu Horrorfilmen in Psychiatrien
Psychiatrie-Horrorfilme nutzen oft düstere psychiatrische Anstalten als Schauplatz, in denen Patienten auf unheimliche Weise behandelt werden. Sie spielen oft mit den Ängsten vor Isolation, Kontrollverlust und der Grenze zwischen Realität und Wahnsinn.
Psychiatrien werden oft als unheimliche Orte dargestellt, weil sie mit der Angst vor dem Verlust der eigenen Identität, Zwang und einem Gefühl der Ausweglosigkeit verbunden sind. Außerdem bieten sie eine düstere Kulisse für übernatürliche Ereignisse.
Einige argumentieren, dass sie das Stigma verstärken können, indem sie psychisch kranke Menschen als gefährlich oder unberechenbar darstellen. Andere sehen sie als Möglichkeit, die Schwierigkeiten im Umgang mit psychischen Erkrankungen aufzuzeigen und das Bewusstsein zu schärfen.
Oft werden in Psychiatrie-Horrorfilmen extreme oder unethische Behandlungsmethoden gezeigt, die die Patienten traumatisieren oder sogar verschlimmern. Dies kann dazu beitragen, eine Atmosphäre der Angst und des Misstrauens zu erzeugen.
Psychiatrie-Horrorfilme konzentrieren sich oft auf die psychologischen Aspekte des Horrors, anstatt sich nur auf blutige oder übernatürliche Effekte zu verlassen. Sie spielen mit den Ängsten und Unsicherheiten des menschlichen Geistes.
Diese Filme sprechen oft tiefsitzende Ängste und Unsicherheiten an, die mit dem Verstand und der Psyche verbunden sind. Sie bieten eine Möglichkeit, sich mit unseren dunkelsten Gedanken und Emotionen auseinanderzusetzen und sie in einer kontrollierten Umgebung zu erforschen.